Mit der Sonderausstellung "Ein Stück Himmelreich!? Schlesische Küche in Salzgitter" hat die Stadt Salzgitter allen Bürgern der Stadt und besonders den Vertriebenen und ehemaligen Bewohnern der Stadt Kattowitz zum 70-jährigen Bestehen der Patenschaft ein Geschenk gemacht. Eigentlich sollte die 70-jährige Feier bereits im Jahre 2021 stattfinden. Das war jedoch aufgrund der Corona Pandemie nicht möglich.
Die Eröffnung der Ausstellung fand mit einem Festakt zum 70-jährigen Bestehen der Patenschaft am 08.12.2022 im voll besetzten Fürstensaal des Schlosses Salder statt. Sie wird bis Mitte Februar 2023 zu sehen sein. Der Heimatkreisvertrauensmann und Obmann für die Patenschaft Kattowitz, Gunter Kostorz, begrüßte unter den Anwesenden den Bürgermeister der Stadt Salzgitter, Herrn Christian Striese, den Bundesvorsitzenden der LM Schlesien, Herrn Stephan Rauhut, den Geschäftsführer des BdV LV Niedersachsen, Herrn Michael Gediga, den Präsidenten des Schlesischen Kreis-, Städte- und Gemeindetages, Herrn Klaus Röhrbein, die Vorsitzende der LM Schlesien, Kreisgruppe Münster, Frau Kornelia Bettin, dem Kreisvorsitzenden des BdV Salzgitter, Herrn Detlef Jerke. Seinen Dank richtete Kostorz an alle Teilnehmer der Veranstaltung, die teilweise eine weite Anreise hatten, sowie an Herrn Joachim Stein, der für die musikalische Begleitung am Flügel sorgte.
Gunter Kostorz führte weiter zur Patenschaft aus:
Die Stadt Salzgitter war gerade mal drei Jahre alt (gegr. 1.4.1942), als Deutschland geteilt wurde. Im Zuge der mehr als 12 Millionen Vertriebenen Deutschen aus den deutschen Ost-Provinzen wurden über 120.000 Menschen durch das Durchgangslager Watenstedt/Immendorf (später SZ) geschleust, ein großer Teil blieb in Salzgitter. Die Stadt Salzgitter bestand damals zu einem Drittel der Bevölkerung aus Vertriebenen, davon viele aus Oberschlesien und aus Kattowitz.
Das Ende der Demontage der früheren Reichswerke war im Jahre 1951 gerade mal 1 Jahr her, als der Rat der Stadt Salzgitter auf Wunsch vieler ehemaliger Kattowitzer Bürger, in freier Entscheidung einstimmig im Rat der Stadt Salzgitter, am 15. August 1951 die Patenschaft für Kattowitz übernahm, übrigens die damalige zweite Patenschaft
im Bundesgebiet, Goslar mit Brieg war ein paar Tage schneller, da der Rat früher tagte.
Die feierliche Übergabe der Patenschaft erfolgte am Samstag, dem 22.September 1951 im festlich ausgestatteten Saal der Bergbau AG (später SMAG) im Beisein des letzten deutschen Bürgermeisters der Stadt Kattowitz, Herrn Dr. Thiesler.
Am folgenden Sonntag fand das Schlesiertreffen für Niedersachsen, mit mehr als 20.000 Besuchern in SZ - Bad statt. Redner waren u.a. Minister Schellhaus und Dr. Rinke, spätere Bundesvorsitzende der LM Schlesien.
Bürgermeister Christian Striese überbrachte Grüße von Rat und Verwaltung der Stadt Salzgitter und Oberbürgermeister Frank Klingebiel. Er freute sich, mit allen Anwesenden die Ausstellung, "Ein Stück Himmelreich!?" Schlesische Küche in SZ" zu eröffnen und das 70-jährige Bestehen der Patenschaft zwischen SZ und Kattowitz nachfeiern zu können.
Bürgermeister Striese bedankte sich beim Obmann für die Patenschaft Salzgitter-Kattowitz, Gunter Kostorz für seine Tatkraft, die Patenschaft weiterhin am Leben zu halten, wie jetzt mit dieser Ausstellung und 2016 beim 65-jährigen Bestehen der Patenschaft mit der Ausstellung "Der Weg ins Ungewisse - Vertreibung aus Schlesien 1945 - 1947".
Der Vorsitzende der LM Schlesien Stephan Rauhut erinnerte in seinen mit Empathie vorgetragenen Worten an die Vertreibung von mehr als 12 Mio. Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten.
Diese Erlebnisse der Vertriebenen müssen in einer aktiven Erlebnis-Kultur fortgeführt werden, jedoch immer unter Einbeziehung der aktuellen politischen Ereignisse.
Die Vertriebenen und deren Nachfahren lassen sich ihre kulturelle Identität nicht nehmen, auch wenn Haushaltsmittel von der Staatsministerin für Kultur und Medien der Bundesrepublik Deutschland, Claudia Roth, maßgeblich gestrichen wurden. Wir verurteilen auch auf das Schärfste die Streichung der Mittel für den Deutsch-Unterricht in Polen durch die dortige Regierung.
Wir werden nicht müde, unsere Stimme dagegen zu erheben und verstehen uns als Brückenbauer der Verständigung.
Der Geschäftsführer des BdV, Michael Gediga, überbrachte Grüße der Landesvorsitzenden Editha Westmann, die sich auf einer seit langem terminierten Auslandsreise befand und bedauerte, nicht an dieser Veranstaltung teilnehmen zu können.
Herr Gediga führte für Frau Westmann wie nachfolgend aus:
Sie sind heute zusammengekommen, um ein besonderes Ereignis zu würdigen.
Vor über 70 Jahren begann eine Patenschaft, die noch fortbesteht und gepflegt wird.
Polen ist ein aufstrebendes Land mit unglaublich engagierten, jungen Menschen, die ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein haben und sich verstärkt für die deutsche Geschichte des heutigen Polens interessieren. Leider wird in den deutschen Schulen dieses Thema gar nicht mehr angesprochen.
Frau Westmann ging in ihrem Grußwort auch auf den Angriffskrieg Rußlands ein.
Voller Sorge blicken wir auf die Ukraine und können es nicht fassen, dass nach 77 Jahren Frieden durch Machthunger und Gier die Menschlichkeit mit Waffengewalt niedergedrückt wird.
Auch viele von uns können sich noch an die grausamen Ereignisse des zweiten Weltkrieges und die Vertreibung aus ihrer angestammten Heimat erinnern. Daher danke ich, Frau Westmann, besonders der Stadt Salzgitter und ihrem Oberbürgermeister Frank Klingebiel, der diese Ausstellung und das Gedenken an die Patenschaft unterstützt hat und weiter pflegen will.
Der Obmann für die Patenschaft, Gunter Kostorz, beendete die Jubiläums- und Auftaktveranstaltung zur Ausstellung "Ein Stück Himmelreich!? Schlesische Küche in Salzgitter“ mit großem Dank an alle Teilnehmer und an den Leiter des Museums, Herrn Arne Homann, der mit seinen Mitarbeitern hervorragende Arbeit bei der Gestaltung der Ausstellung geleistet hat.
Museumsleiter Arne Homann lud alle Anwesenden zu einer Einführung mit Rundgang durch die Ausstellung und anschließendem Kaffee mit Streusel- und Mohnkuchen bei guten Gesprächen im Namen der Stadt Salzgitter ein.
An dieser Stelle ist der Stadt Salzgitter für die Ausrichtung der Jubiläumsveranstaltung mit der Ausstellung zu danken, in der übrigens am folgenden Wochenende mehr als 2000 Besucher gezählt wurden.
Die Auswahl des Ausstellungsthemas vermittelt, daß es durchaus möglich ist, nicht nur Vertriebene und Kattowitzer für ein Thema zu interessieren, da die Esskultur der Schlesier in Niedersachsen Eingang gefunden hat.
Von vielen Nachkommen der Vertriebenengeneration wird oft die Frage gestellt, woher kommen wir eigentlich und woher ist das, was auf unserem Speiseplan steht?
Alle Verantwortlichen würden sich freuen, auch 2026 die 75 Jahrfeier der Patenschaft mit Unterstützung der Stadt Salzgitter durchführen zu können.
Gunter Kostorz
Die beiden Jubiläen 30 Jahre Gründung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften (VdG) in Polen sowie 30 Jahre Deutsch-Polnischer Nachbarschaftsvertrag sind Anlass für eine ganze Reihe von Veranstaltungen, mit denen die Deutschen in Polen in diesem Jahr an den Rückgewinn ihrer Freiheit erinnern.
Am 9. Oktober 2021 wurden diese Jubiläen in Kattowitz mit einem Gottesdienst, einer Podiumsdiskussion sowie einem Orchesterkonzert in der „Schlesischen Philharmonie“ begangen. Letzteres hatte besonders feierlichen Charakter, denn zum einen wurden verdiente Mitstreiter – auch der ersten Stunde – mit der VdG-Medaille bzw. mit der VdGEhrennadel ausgezeichnet. Und zum anderen würdigten Verbandsvertreter, Partner und Gäste aus Deutschland mit großer Empathie die vergangenen drei Jahrzehnte der Arbeit und zeichneten den Weg in die Zukunft vor.
Der VdG-Vorsitzende Bernard Gaida erinnerte erneut daran, dass die Minderheit erst im Zuge von Krieg und Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sei: „Wir haben die Grenze nicht überschritten, es ist die Grenze, die uns überschritten hat.“ Heute setze sich der VdG für die guten deutsch-polnischen Beziehungen in der europäischen Gemeinschaft ein: „Wir standen und stehen weiterhin für die Europäische Union, für die Integration der Länder, und ich bitte uns alle, aber besonders die Regierung und die politischen Parteien darum, die Beteiligung Polens mit unseren Regionen in der großen europäischen Gemeinschaft nicht unter Fragezeichen zu stellen“, so Gaida.
Hans Jörg Neumann, Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, betonte in einer kurzen Ansprache: „Die immer wieder unterstrichene Brückenfunktion der deutschen Minderheit für das deutsch-polnische Verhältnis ist Realität – und das wird auch bestimmt in Zukunft so bleiben. Der VdG ist aus den deutsch-polnischen Beziehungen nicht mehr wegzudenken.“
Ebenfalls ein kurzes Grußwort hielt der Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, Egon Primas. Er ging auf den Konzert-Charakter der Festveranstaltung ein und erklärte: „Musik kennt keine Grenzen. (…) Musik ist Kultur. Musik machen wiederum stiftet Gemeinschaft – und über die Gemeinschaft auch Identität. Musik kann Brücken bauen. Brücken zwischen Ländern, zwischen Kulturen oder zwischen Sprachen brauchen wir zu allen Zeiten. Auch heute.“ Der VdG und die Vertriebenenorganisationen in Deutschland seien erfolgreich als Brückenbauer und somit „Mit-Architekten einer stabilen und friedlichen Zukunft in Europa“.
Zu den mit der VdG-Ehrenmedaille Geehrten zählte auch der OMV-Ehrenvorsitzende Helmut Sauer (Salzgitter), der sich als damaliger OMV-Bundesvorsitzender, Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) und Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien im Patenland Niedersachsen gemeinsam mit dem ersten VdG-Vorsitzenden Johann Kroll gerade in der Gründungsphase des Verbandes für die Lösung satzungstechnischer, organisatorischer und finanzieller Fragen eingesetzt hatte. Sauer zeigte sich tiefbewegt von der Auszeichnung und erinnerte in seinen Dankesworten daran, dass er gebürtiger Schlesier aus Quickendorf (Lutomierz) mit familiären Verbindungen zum einstigen Oberpräsidenten von Oberschlesien, Dr. Hans Lukaschek, und zu Prälat Carl Ulitzka sei. „Ich habe in deren Sinn weitergearbeitet, weil ich weiß, dass das unsere Heimat ist“, erklärte Sauer mit tränenerstickter Stimme seinen Einsatz für Projekte in Schlesien, etwa für Kirchengemeinden oder Krankenhäuser, über viele Jahre.
Anlässlich der diesjährigen Jahreshauptversammlung im Kniestedter Gutshaus berichtete Kreisvorsitzender Detlev Jerke über die Veranstaltungen des vergangenen Jahres und die Planungen für 2019 u.a. ist eine Ausflugsfahrt nach Wolfenbüttel geplant. Die lange rückläufige Mitgliederzahl im Kreisverband konnte gestoppt werden, im vergangenen Jahr wurden neue Mitglieder gewonnen. Laut Detlev Jerke sind die Mitglieder im BdV Salzgitter sehr aktiv und die Kultur und das Brauchtum wird gepflegt. Die monatlich stattfindenden Unterhaltungsnachmittage erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit, ein besonderer Dank an Helmut Stippler, der jeweils für die musikalische Begleitung am Akkordeon sorgt.
Im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung standen jedoch Ehrungen für 70-jährige Mitgliedschaft und ehrenamtliche Mitarbeit im BdV Salzgitter.
Der Vorsitzende Detlev Jerke verteilte Urkunden und Blumen an:
Alfons Bittner, in Vertretung an seine Tochter Monika Hanisch, Ursular Bolluck, Edeltraut Dzwiewor, Helene Heidrich, Margarete Kessler, Gertrud Mahlke.
Eine besondere Ehrung erfuhr der Ehrenbürger der Stadt Salzgitter, Hermann Struck, der bereits 2018 für 60-jährige Zugehörigkeit mit der Goldenen Ehrennadel, der höchsten niedersächsischen Auszeichnung, geehrt wurde, da er nunmehr über 70 Jahre Mitglied im BdV ist. Der stellvertretende BdV Vorsitzende Gunter Kostorz nahm die Ehrung von Hermann Struck vor, der bereits am 1. Juli 1948 in den damaligen BvD (Bundes der Vertriebenen Deutschlands, erst am 27.Oktober 1957 wurde der BdV gegründet, in dem der BvD aufging) eingetreten ist. Hermann Struck ist nunmehr über 70 Jahre im BdV und hat immer seine Heimat Pommern im Herzen getragen und hat immer betont, wie stolz er ist, Pommer zu sein. Dieses Heimatgefühl schließt nicht aus weltoffen zu sein, das hat Hermann Struck auf seinem Lebensweg bewiesen. Er hat seine Wertschätzung für die Heimat, Geschichte und Tradition auch dann lebendig gehalten, als das für viele unmodern war, führte Kostorz aus.
Dass es Hermann Struck nach dem sinnlosen Krieg, in dessen Folge mehr als 2,3 Millionen Menschen auf der Flucht umgekommen sind, per Zufall nach Salzgitter geführt hat, sollte sich für die Stadt als Glücksfall ergeben. Er brachte sich, wie alle Vertriebenen, in den Aufbau der Stadt Salzgitter erfolgreich ein. Hermann Struck machte sich schon sehr bald einen Namen in der kommunalen Politik Salzgitters. Seine Zeit als Oberbürgermeister von 1986 bis 1996 ist uns allen noch in guter Erinnerung. In seiner Zeit als OB der Stadt Salzgitter hat Hermann Struck maßgeblich die 125 Jahr Feier der Stadt Kattowitz unterstützt, für die 1951 eine Patenschaft übernommen wurde, hierfür sei Hermann Struck an dieser Stelle im Namen aller ehemaligen Kattowitzer Bürger und vertriebenen Schlesiern, die eine neue Heimat in Salzgitter gefunden haben, gedankt, sagte Kostorz, der auch Mitglied im Bundesvorstand der Landsmannschaft Schlesien ist.
Hermann Strucks Unterschrift steht auch unter den Verträgen der Partnerschaft zwischen Starij Oskol und Gotha. Dank sei Struck zu sagen, dass er seinerzeit bei den Verhandlungen zur Partnerschaft mit Gotha die Auflösung der Zentralen Erfassungsstelle für Unrechts- und Gewalttaten in der DDR, in Salzgitter verhindert hat. Alle seine Aktivitäten zum Wohle der Stadt Salzgitter und seiner Bürger wären nicht möglich gewesen, wenn er nicht die Unterstützung seiner Frau Johanna bekommen hätte, Ihr sei an dieser Stelle gedankt. Der Kreisverband des BdV Salzgitter ist stolz darauf, so erfolgreiche und langjährige Mitglieder in seinen Reihen zu haben, das gilt für alle heute geehrte Mitglieder.
Es dürfe nie vergessen werden, dass die Vertriebenen maßgeblich am Aufbau der Stadt Salzgitter beteiligt waren. Es ist wichtig, dass wir unsere Heimat weiterhin im Herzen tragen, betonte Struck in seiner Dankesrede, auch wenn wir zwischenzeitlich einen anderen Lebensmittelpunkt gefunden haben. Struck habe sich auch als SPD Mitglied immer als Vertriebener zu erkennen gegeben, alles war bestimmt durch sein Gewissen. Mit dem Singen heimatlicher Lieder unter der Leitung von Helmut Stippler verlieh der Jahreshauptversammlung und den Ehrungen einen würdigen Rahmen.
Gunter Kostorz
Das obenstehende Foto zeigt:
Hintere Reihe von rechts nach links:
BdV Kreisvorsitzender Detlev Jerke, Gertrud Mahlke, Monika Hanisch,
Ursula Bolluck, stellv. Kreisvorsitzender BdV Gunter Kostorz.
Vordere Reihe von rechts nach links:
Helene Heidrich, Ehrenbürger der Stadt SZ, Hermann Struck,
Edeltraud Dzwiewor, Margarete Kessler.