Lang war der Weg bis am 19. September 2019 mit der Rückkehr des alten Inventars in neue Räumlichkeiten das Wiedererstehen der Ostdeutschen Heimat- und Kulturstube in Delmenhorst greifbare Wirklichkeit werden konnte. Fast exakt vier Jahre zuvor war der BdV-Kreisverband von der Stadt Delmenhorst über die geplante Kündigung des Raumes am vorherigen Standort wegen dringenden schulischen Bedarfs informiert worden.
Im Jahr 1960 hatte die Stadt Delmenhorst die Patenschaft zur schlesischen Stadt Liebau, Kreis Landeshut, übernommen. In der Folge war im städtischen Flüchtlingsausschuss die Idee zu einer Ostdeutschen Heimat- und Kulturstube entstanden, welche nach längerer Vorbereitungsphase 1962 als öffentliche Einrichtung unter Betreuung des BdV-Kreisverbandes eingeweiht werden konnte. Vier Umzüge sollten folgen, nach 1996 in verkleinerter Form unter alleiniger Sammlungsbetreuung durch den BdV. Der Verlust des 2006 bezogenen Raumes drohte aber im Gegensatz zu früher nun endgültig zu werden.
Die Suche nach Wegen, die Einrichtung vor dem Aus zu bewahren, forderte allen daran Beteiligten einiges ab: Das Finden eines Notquartiers, dem das Glück in Form eines hilfsbereiten Dritten in letzter Sekunde beisprang. Allerdings zeigte sich auch, was sich alles unter Umständen mit besonnener Beharrlichkeit und Gesprächen erreichen lässt, und, dass sich parteiübergreifend immer noch Menschen in der Politik finden lassen, die um die Bedeutung des ostdeutschen Kulturerbes gerade auch auf der lokalen Ebene wissen. Letztendlich konnte ein knapper und fraktionell bunt gemischter Ratsentscheid im Dezember 2017 einen existenzsichernden Mietzuschuss bereitstellen, sofern eine neue Räumlichkeit gefunden werden würde. Dies gelang nach einigen Fehlanläufen etwas mehr als eineinhalb Jahre später. Überraschend eröffnete sich völlig unverhofft eine neue Option, als plötzlich ein passendes Mietobjekt der Stadt frei wurde. Die Gespräche mit der Stadtverwaltung verliefen letztendlich sehr erfreulich, und so konnten nach Unterzeichnung des Mietvertrages im Spätsommer des vergangenen Jahres die neuen Räumlichkeiten in der Louisenstraße bezogen werden.
Die Instandsetzung, Reinigung und Wiedereinrichtung vollzog sich dank vieler fleißiger Hände der ehrenamtlichen Helfer aus den Heimatgruppen unseres Kreisverbandes in atemberaubendem Tempo. Von Oktober 2019 bis in den Februar 2020 hinein konnten noch sowohl die Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes als auch Treffen von den Mitgliedsheimatgruppen Liebau und Wansen in den beiden Räumen abgehalten werden.
Die darauffolgenden, Corona bedingten Einschränkungen bzw. der schmerzliche Stillstand des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens und somit der Ausfall der heimatlichen Treffen und Zusammenkünfte entbindet unseren Kreisverband aber in keiner Weise von seiner Arbeit. Es gibt viele Aufgaben, die wir auch in dieser Zeit anpacken können und müssen, gerade auch hinsichtlich einer späteren Öffnung für Besucher. Schon rund um das Ringen zur Rettung der Ostdeutschen Heimat und Kulturstube in Delmenhorst war uns klar, dass wir die Konzeption der Ausstellung zukünftig qualitativ auf einen neuen Stand bringen müssten, damit sie nicht nur mit den Füßen, sondern auch für den Geist zugänglich bleibt.
Die Bewältigung dieser Aufgabe wird ein zentrales Element sein, auch in Hinblick auf eine zukünftig fortgesetzte Unterstützung durch die Stadt Delmenhorst.
Die ostdeutsche Kultur der Herkunftsgebiete der Vertriebenen muss thematisch auch in Bezug zur Stadtgeschichte der vergangenen Jahrzehnte verbunden werden. Darüber hinaus bedarf es dringend einer Auffrischung und Ergänzung der Ausstellung und des Literaturbestands, besonders hinsichtlich der Heimatorte, aus denen größere Gruppen durch Flucht und Vertreibung oder als Spätaussiedler nach Delmenhorst gekommen sind.
Wir würden uns sehr über Bücherspenden für die „Ostdeutsche Heimat- und Kulturstube Delmenhorst“ freuen! Besonders gesucht wird Literatur zu folgenden Regionen, Landschaften, Kreisen, Orten und Themenbereichen.
Ostreußen mit Königsberg/ Memelland mit der Memel/ Westpreußen mit Elbing/ Stadt Danzig/ Pommern mit Stettin/ Ost-Brandenburg/ Niederschlesien mit dem Riesengebirge allgemein/ Bunzlau, Liegnitz, Breslau, Liebau, Waldenburg mit Weißstein und Wüstewaltersdorf, Strehlen, Wansen, Grafschaft Glatz mit Glatz und Rückers/ Oberschlesien mit Stadt und Kreis Hindenburg/ Siedlungsgebiete der Sudetendeutschen in Böhmen und Mähren/ Die Heimat der Deutschen im Baltikum/ Die Deutschen aus Russland.
Kontakt: bdv-delmenhorst(at)t-online
Telefon 04221/26186
