die Dominsel

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Ereignis- und erfolgreiche verständigungspolitische Fahrt des BdV Landesverbandes Niedersachsen

Nach bisher vom Landesverband durchgeführten acht entsprechenden Fahrten konnte in der Zeit vom 02.-07.07.2022 eine weitere Fahrt, dank finanzieller Unterstützung durch das Land Niedersachsen, im Rahmen der Kulturförderung gem. § 96 BVFG, angeboten und durchgeführt werden.

Unter der bewährten Leitung des Vorstandes mit Frau Editha Westmann und ihren Vertretern, den Herren Klaus Wiegmann und Peter Winkler sowie dem Geschäftsführer Herrn Michael Gediga konnte diese Fahrt organisiert werden.
28 Mitglieder erlebten, auch vom Wetter begünstigt, inhaltsreiche Tage.

Die Fahrt begann mit dem Besuch des Dokumentationszentrums gegen Flucht und Vertreibung im Deutschlandhaus in Berlin. Die Leiterin, Frau Dr. Gundula Bavendamm, führte die Gruppe persönlich durch das Zentrum und erläuterte die Entstehung, dann aber die unterschiedlichen Ausstellungsbereiche in den zwei Etagen des Hauses. Uns wurde hier eine Erinnerungsstätte vorgestellt, die mit modernsten technischen Möglichkeiten ausgestattet worden ist, die eindeutig Mahnung ist, aber auch Erinnerung an die Gründe hervorrufen und die meist traumatischen Erfahrungen der gewaltsamen Flucht und der Vertreibung in aller Welt verdeutlichten.

Besonderes Interesse fanden die Aussagen in der 2. Etage des Hauses, da dort die dramatischen Ereignisse der deutschen Heimatvertriebenen behandelt werden, die viele Mitreisende durch eigene Erlebnisse bestätigen konnten.
Der Abend wurde benutzt, um sich auf eigenen Wunsch die noch vorhandenen baulichen Orte, die an die Teilung Berlins erinnern, aufzusuchen.

Die anderen Tage führen nach Schlesien. Zuerst wurde in Wahlstatt bei Liegnitz eine Multimediaschau in der ehemals evangelischen Kirche präsentiert mit dem Inhalt der Schlacht der Mongolen gegen das „Abendland“ vom 09.04.1241, die hier seinen westlichsten Wendepunkt erreicht hatte. Nach der Zerstörung des Landes begann die gezielte Besiedlung Schlesiens und die Gründung von deutschen Städten nach Magdeburger Recht.

Weitere Ziele waren dann Breslau, die alte Landeshauptstadt Schlesiens. Hier konnte das pulsierende Leben dieser über 600.000 Einwohner zählenden Stadt, besonders am Ring, allabendlich erlebt werden.
Der Empfang im Generalkonsulat und dort das Referat von Frau Orlowski bildete den Anfang unserer Gespräche und Informationen in Breslau.
Dabei wurden von ihr und einer Mitarbeiterin der umfangreiche Tätigkeitsbereich eines solchen Konsulats erläutert und viele gestellte Fragen fachgerecht beantwortet. Diese dem Auswärtigen Amt zugeordnete Stelle ist für die deutsch-polnischen Belange von großer Bedeutung und dient konkret als Ansprechpartner in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern und dabei den staatlichen Stellen, aber auch für Einzelpersonen, sowie besonders der Wirtschaft.

Weiterer Gesprächspartner war Pfarrer Dlugosz, der die evangelischen Christen nicht nur in Breslau, sondern auch in Liegnitz, Lauban, Waldenburg und Bad Warmbrunn seelsorgerisch betreut.
In einem Land wie Polen, in dem die Menschen überwiegend dem katholischen Glauben angehören, ist die hier praktizierte ökumenische Arbeit fast unbekannt und erschwert daher seine Arbeit.
Wichtig ist für ihn, neben der Seelsorge, auch die Unterstützung der Bedürftigen in Breslau mit einer Suppenküche und nahes Ziel ist einen Kindergarten in z.Zt. leeren Räumen aufzubauen.

Weiter war der Besuch auf dem ehemaligen Gutshof der Familie von Moltke in Kreisau bei Schweidnitz und der Vortrag über das Entstehen und die Aufgaben des Kreisauer Kreises, dem Widerstandskreis gegen die NS Diktatur, sehr wichtig und aufschlussreich.
Dieser Bereich wurde nach der politischen Wende für die Versöhnungsmesse am 12.11.1989 mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl und dem polnischen Ministerpräsidenten Tadeusz Mazowiecki hergerichtet und dient heute als deutsch-polnische Jugendbegegnungsstätte.

In Trebnitz, nahe Breslau, wurde das Kloster besichtigt, in dem in einem Sarkophag die Schutzpatronin Schlesien, die Heilige Hedwig ruht. Sie wird als Symbol der Verständigung zwischen Polen und Deutschen gesehen und von beiden Völkern geachtet. Sie stammt aus einer süddeutschen Adelsfamilie und wuchs auf Schloss Andechs am Ammersee auf. Sie hat durch ihre Arbeit und ihr Wirken noch heute eine ausstrahlende Kraft.

Nicht unerwähnt bleiben darf die fachkundige Führung durch die Stadt Breslau durch Frau Aldona Monieta, die uns auf das Denkmal des polnischen Kardinals Boleslaw Kominek aufmerksam machte, der die inhaltsreichen und am Denkmal in polnisch und deutsch zu lesenden Worte sagte: „Wir vergeben und bitten um Vergebung“. Gerade diese Worte in einer schwierigen Zeit auszusprechen, sollte auch heute die politischen Verantwortlichen verpflichten.
Die unzähligen in Breslau aus Bronze aufgestellten kleinen Zwerge, in unterschiedlicher Weise dargestellt, erinnern an die Menschen des Aufbegehrens in der kommunistischen Zeit.

Diese Reise zeigte uns nebenbei auch die Schönheiten des Landes.

Ähnliche Reisen anzubieten, ist eine bleibende Verpflichtung, da der örtliche Kontakt, das persönliche Gespräch und der Austausch von Argumenten zwischen den Menschen und ihren Institutionen sehr wichtig ist und bleibt.

Peter Winkler

 

Dokumentationszentrum in Berlin
Begrüßung im Foyer
Raum der Stille
Führung durch die Ausstellung
Museum in Wahlstatt
Vortrag im Generalkonsulat
auf der Gartentreppe de Generalkonsulats
Breslau: der Ring mit Stahlbetonbau aus den 1930ern
kleine Bronzefiguren
die Dominsel
bei der ev. Kirchengemeinde, lks. Pfarrer Dlugosz
Sarkophag der hl. Hedwigin der Klosterkirche Trebnitz
Herrenhaus Kreisau: Gemälde im Treppenaufgang, Napoleon im brennenden Lübeck, rechts unter von Moltke als Kind
auf der gegenüberliegenden Seite ds Treppenaufgangs General von Moltke in Paris vor dem Triumpfbogen 1871
Gedenktafel am Berghaus, dem Treffpunkt des "Kreisauer Kreises"