Berichte und Nachrichten der Landsmannschaft Schlesien Niedersachsen

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Helmut Sauer: Nachruf auf einen schlesischen Patrioten

Am 10. Januar 2024 wurde Helmut Sauer vom Allmächtigen heimgerufen. Sein Tod ist ein Verlust für die Landsmannschaft Schlesien, Schlesien und Deutschland. Mit ihm verliert die schlesische Schicksalsgemeinschaft einen schlesischen, deutschen Mitstreiter europäischer Gesinnung. Helmut Sauer wurde am Heiligabend 1945 auf Gut Quickendorf im Kreis Frankenstein als zweites Kind von Alfons Sauer, gebürtig aus Striegau, und Florentine-Hedwig Sauer, geb. Stais, gebürtig aus Ratibor, geboren. Der Zweite Weltkrieg war seit mehr als einem halben Jahr vorbei. Die Deutschen waren Repressalien und Gewalt ausgesetzt. Dennoch gelang die Taufe am 3. Februar 1946 in St. Barbara im benachbarten Peterwitz also noch auf schlesischem Boden.
Doch am 28./29. April 1946 wurde die Familie aus Schlesien vertrieben. Zunächst ging es in die Kreisstadt Frankenstein, wo man die Deutschen aus der Gegend zusammentrieb und nochmals ausplünderte. Dann wurden sie in unbeheizte Viehwaggons verfrachtet, und eine sechstägige Fahrt mit ungewissem Ziel begann, die dann im niedersächsischen Lengede endete. Helmut Sauer hat später häufig von den Erinnerungen seiner Eltern an die traumatische Vertreibung berichtet, die insbesondere seine Mutter sehr belasteten, zumal sie außer dem Säugling Helmut auch noch die bereits zweijährige Tochter Renate hatte. Seit 1967 lebten die Sauers (Vater und Mutter sind inzwischen verstorben) in der Stahlarbeiter-Stadt Salzgitter. Als Schüler verließ Helmut Sauer das Elternhaus bald schon für einige Jahre. Es ging in die Bundeshauptstadt Bonn ins Internat an das renommierte Collegium Josephinum, das damals noch unter der Führung des Redemptoristen-Ordens (CSsR) stand. Nach der Mittleren Reife durchlief Helmut Sauer eine kaufmännische Lehre in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft.
1965 trat er dann noch 19-jährig in die örtliche CDU ein – vielleicht etwas zum Leidwesen seines Vaters, der über Jahre für den Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) in den Lengeder Gemeinderat gewählt worden war und dort auch als 1. Beigeordneter gewirkt hatte. In der CDU engagierte Helmut Sauer sich zunächst vor allem für die Jugend, in den CDU-Sozialausschüssen (CDA) und im Sinne der Vertriebenen. Wie sehr gerade die Heimatverbundenheit seiner Eltern auch auf ihn übergegangen war, zeigt sich u.a. darin, dass er schon 1967 mit dem Stadtjugendring Salzgitter eine Reise in die schlesische Heimat machte. Ein wegweisender Besuch, dem noch unzählige weitere folgen sollten. 1971, mit gerade 25 Jahren, übernahm er den Vorsitz des CDU-Kreisverbandes Salzgitter. Dieses Amt hatte er bis 1993 inne. Bereits ein Jahr später, mit 26 Jahren, zog er über die Liste der CDU in Niedersachsen als damals jüngster Abgeordneter erstmals in den Deutschen Bundestag ein. Bis zur Wahl 1994 vertrat er den Wahlkreis Salzgitter-Peine im Deutschen Bundestag, trat dabei immer wieder als CDU-Direktkandidat an, konnte aber in der Arbeiter-Region trotz überzeugender Wahlkämpfe und großen Respekts vor Ort das Mandat nie direkt erringen, sondern zog stets über die Landesliste ein. Diesem Mandat ging ein aktives gesellschaftliches Engagement im Bund der Deutschen Katholischen Jugend, im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands, in der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, als Betriebsjugendsprecher, Betriebsratsmitglied sowie, in den “CDA-Sozialausschüssen“, in der Jungen Union und in der CDU voraus. Alsbald stellte er sich auch ehrenamtlich in den Dienst des Bundes der Vertriebenen (BdV), der Landsmannschaft Schlesien und der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU/CSU. Diese Parteivereinigung vertrat er auch im CDU-Bundesvorstand (1989–2017).  Für ihn selbstverständlich war als „ständiger Gast“ die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe der Flüchtlinge und Vertriebenen in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Im Mai 1982 wurde der damals knapp 37-jährige Helmut Sauer zum Landesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien e.V., in Niedersachsen, dem Patenland für die Landsmannschaft Schlesien, gewählt. Mit dieser Wahl in das ehrenamtliche Amt als Landesvorsitzender trat er ein schweres Erbe an und übernahm zugleich eine nicht einfache Aufgabe: denn obwohl Niedersachsen das Bundesland ist, in dem die meisten Vertriebenen aus Schlesien nach 1945 ankamen, sind die landsmannschaftlichen Strukturen infolge der bereits 1954 unglücklich gewählten Verbindungsstrukturen zu den übergeordneten Gliederungen des Bundes der Vertriebenen (BdV) sehr in ihrer Eigenständigkeit, insbesondere im Bereich der Finanzhoheit, eingeschränkt. Doch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Helmut Sauer hat mit dem schlesischen Dichter Angelus Silesius eins gemeinsam, beide haben am gleichen Tag Geburtstag: Wer am Heilig Abend das Licht der Welt erblickt, muss ein besonderer Mensch sein… daher versuchte Helmut Sauer nach besten Kräften diese schwierige Situation in eigenen Landesverband zu meistern.
Von 1984 bis 1992 und von 2000 bis 2014 wirkte er als Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen (BdV). Eng arbeitete er mit den katholischen Visitatoren der Vertreibungsgebiete, den deutschen „Ersatz-Bischöfen aus den Vertreibungsgebieten“, zusammen und wurde durch sein Engagement für das Schlesische Priesterwerk und in der einstigen Apostolischen Visitatur Breslau auch zum Mitglied im Katholischen Flüchtlingsrat ernannt.
Zahlreiche Reisen nach Schlesien waren für ihn eine selbstauferlegte Selbstverständlichkeit. Egal ob Nieder- oder Oberschlesien, Helmut Sauer war immer dort zugegen, wo es um Schlesiens Zukunft ging, wo um die Aufarbeitung der schlesischen Geschichte gerungen wurde. Helmut Sauer wurde für seinen Einsatz bereits 1981 mit der Goldenen Ehrennadel des Bundes der Vertriebenen, 1987 mit dem Bundesverdienstkreuz, 1994 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 1999 mit dem Schlesierkreuz der Landsmannschaft Schlesien und 2006 mit der Kardinal-Bertram-Medaille der Apostolischen Visitatur Breslau ausgezeichnet. Eine der ergreifendsten Ehrungen war zuletzt die Verleihung der Verdienstmedaille des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) 2021 in Kattowitz, für die der Geehrte nur mit tränenerstickter Stimme danken konnte.
In den letzten Lebensjahren machten Helmut Sauer gesundheitliche Probleme immer wieder zu schaffen. Die Kraft für sein Handeln schöpfte er aus dem tiefen christlichen Glauben, der den bekennenden Katholiken stets begleitete.

Damian Spielvogel, Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien e.V.

Langjähriger BdV-Vizepräsident Helmut Sauer im Alter von 78 Jahren verstorben BdV verliert hochgeschätzten Mitstreiter

Zum Tod des langjährigen BdV-Vizepräsidenten Helmut Sauer erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius:

Fast vier Jahrzehnte war Helmut Sauer nicht nur einer der wichtigsten Verantwortungsträger in unserem Verband, sondern auch Freund und Wegbegleiter sowie hochgeschätzter Mitstreiter in vielen unserer Anliegen. Nun ist er am 10. Januar 2024 im Alter von 78 Jahren in Braunschweig verstorben. Dies erfüllt uns mit großer Trauer.

Am Heiligen Abend 1945 in Quickendorf im schlesischen Kreis Frankenstein am Fuße des Eulengebirges geboren, wurde Helmut Sauer als vier Monate alter Säugling gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester Renate im April 1946 aus der schlesischen Heimat vertrieben. Nach seiner Schullaufbahn machte er eine Ausbildung zum Kaufmann der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft im Preussag-Konzern in Salzgitter. Bereits 1965 trat er mit 19 Jahren in die CDU ein, damit war auch der politische Einsatz für die Vertriebenen und Aussiedler vorgezeichnet. Schon 1967 war er mit dem Stadtjugendring Salzgitter das erste Mal in Schlesien – die erste von ungezählten Reisen, die ihn in die schlesische Heimat führten. 

Glaube und Heimat – so hat er es selbst immer wieder betont – waren wichtige Leitmotive seines Lebens. Im katholischen Glauben Schlesiens tief verwurzelt, hatte er sich eine gesunde Volksfrömmigkeit bewahrt. Genauso innig war er mit seiner Heimat Schlesien insgesamt verbunden. Dieses Heimatgefühl lebte und pflegte er, nicht zuletzt durch die zahlreichen Reisen. Dabei war ihm der Brückenbau, zu den Heimatverbliebenen, aber auch den neuen Bewohnern, von Beginn an ein wichtiges Anliegen. 
Nach seiner Wahl zum CDU-Kreisvorsitzenden von Salzgitter im Jahr 1971 wurde Helmut Sauer 1972 als damals jüngster Abgeordneter mit 26 Jahren in den Deutschen Bundestag gewählt. Seine politischen Schwerpunkte waren trotz seiner Jugend durch seine Biografie und seine Interessen vorgezeichnet. Die Heimatvertriebenen, die deutschen Volksgruppen im Osten Europas, Aussiedler und Spätaussiedler, die Menschenrechte, aber auch das Verhältnis zu Polen insgesamt waren ihm in seiner langen Zeit als Abgeordneter des Deutschen Bundestages bis 1994 Anliegen, mit denen er sich als Parlamentarier intensiv beschäftigte. Aber auch in seinen Parteifunktionen, insbesondere im Vorstand und als Bundesvorsitzender der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV), setzte er sich für die Heimatvertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler und deutschen Volksgruppen ein. 

Vier Jahrzehnte hat Helmut Sauer die Entwicklung unseres Verbandes an der Spitze maßgeblich mitgestaltet. Von 1984 bis 1992 und von 2000 bis 2014, also rund 22 Jahre, war er Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen. Seit 1982 war er Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien in Niedersachsen und prägte das schlesische Leben im Patenland seiner Landsmannschaft mit. 

Für sein umfangreiches Wirken ist Helmut Sauer vielfach geehrt worden, u.a. mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und dem Schlesier-Kreuz der Landsmannschaft Schlesien. Für ihn selbst mit am bedeutendsten war vielleicht die Verdienstmedaille des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen, mit der er 2021 ausgezeichnet wurde. 

Helmut Sauer bleibt für alle, die wir Verantwortung im Bund der Vertriebenen tragen, in seiner Sachorientiertheit, seiner Menschlichkeit und seiner Motivation Vorbild und Antrieb zugleich. 

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

„Dem Drama des Vertreibens verpflichtet“

Nachruf der OMV auf Helmut Sauer (Salzgitter)

Am 10. Januar 2024 ist Helmut Sauer, der Ehrenvorsitzende und langjährige Bundesvorsitzende der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung der CDU/CSU (OMV) – Union der Vertriebenen und Flüchtlinge, nach kurzer, aber schwerer Krankheit in Braunschweig verstorben. Mit Helmut Sauer ist ein aufrechter Schlesier, ein katholischer Christ mit klarem, sozialem Wertekompass, ein gleichermaßen verdienter wie loyaler CDU-Politiker, ein überzeugter Europäer, ein Kämpfer für die Menschen- und Volksgruppenrechte sowie das Recht auf die Heimat von uns gegangen. Er hinterlässt eine große Lücke in der politischen wie in der landsmannschaftlichen Arbeit und in den Herzen der vielen Wegbegleiter, die er mit seiner Begeisterung über Jahrzehnte angesteckt hat. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden mit seiner Familie.

Geprägt von Heimat und Vertreibung

Geboren wurde Helmut Sauer am Heiligen Abend 1945 noch in seiner schlesischen Heimat, im Forsthaus von Quickendorf (Lutomierz) im Kreis Frankenstein (Ząbkowice Śląskie) als zweites Kind von Alfons Sauer, gebürtig aus Striegau (Strzegom), und Florentine-Hedwig Sauer, geb. Stais, gebürtig aus Ratibor (Racibórz). Der von den Nationalsozialisten entfesselte Zweite Weltkrieg war seit mehr als einem halben Jahr vorbei. Das heimatliche „Gut Quickendorf“, dass der Vater als Gutsinspektor für den Grafen Seherr-Thoss verwaltete, war in den Händen der Roten Armee. Die Deutschen in der Region hatten bereits Plünderungen und Gewalt erlebt. Dennoch gelang auch die Taufe noch auf schlesischem Boden und erfolgte am 3. Februar 1946 in St. Barbara im benachbarten Peterwitz (Stoszowice). Doch am 28./29. April 1946 wurde die Familie aus der Heimat vertrieben. Zunächst ging es in die Kreisstadt Frankenstein, wo man die Deutschen aus der Gegend  zusammentrieb und nochmals ausplünderte. Dann wurden sie in unbeheizte Viehwaggons verfrachtet, und eine sechstägige Fahrt mit ungewissem Ziel begann, die dann im niedersächsischen Lengede endete. Helmut Sauer hat später häufig von den Erinnerungen seiner Eltern an die traumatische Vertreibung berichtet, die insbesondere seine Mutter sehr belasteten, zumal sie außer dem Säugling Helmut auch noch die bereits zweijährige Tochter Renate hatte. Gleichzeitig hat er jedoch auch immer wieder bekannt: „Ich bin auf einer Flucht geboren worden. Die meisten Kinder auf dieser Flucht nach dem Krieg sind umgekommen; ich habe überlebt. Weil ich als Baby überlebt habe, fühle ich mich dem Problem, dem Drama des Vertreibens zeit meines Lebens verpflichtet.“

Aufgewachsen in Lengede und Bonn

Ankunft und Aufwachsen in Legende prägten Helmut Sauer aber gleichermaßen wie die heimatliche Verbundenheit mit Schlesien, die zunächst insbesondere seine Eltern pflegten. Besonders von denjenigen, die ihre Heimat verloren hatten, musste alles erkämpft werden – von den Lebensmitteln über die Arbeit bis hin zur  eigenen Kirche und zur Wohnung als Grundlage eines neuen Zuhauses. Viele Einheimische unterstützten die Vertriebenen. Andere aber lehnten die Neuankömmlinge ab und bezeichneten sie in einem Atemzug mit Wildschweinen und Kartoffelkäfern als „Landplagen“. Somit waren sozialer Ausgleich und soziale Gerechtigkeit gerade auch für die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge in dieser Zeit, Anfang bis Mitte der 1950er Jahre, das wichtigste Thema. Als Schüler verließ Helmut Sauer das Elternhaus bald schon für einige Jahre. Es ging in die Bundeshauptstadt Bonn ins Internat an das renommierte Collegium Josephinum, das damals noch unter der Führung des Redemptoristen-Ordens (CSsR) stand. Die Jahre in Bonn sollten ein Fingerzeig für die spätere Karriere sein. Verantwortungsübernahme im Betrieb und in der CDU Nach der Mittleren Reife galt es Anfang der 1960er Jahre, etwas „Handfestes“ zu lernen. Helmut Sauer absolvierte eine Lehre als Kaufmann in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft bei der Wohnungs-AG Lebenstedt und fand auch seine erste Anstellung bei dem zur Preussag gehörenden Unternehmen in Salzgitter (heute Salzgitter AG). Durch seinen Einsatz für soziale Fragen wurde er bald schon in den Betriebsrat gewählt. 1965 trat er dann noch 19-jährig in die örtliche CDU ein – vielleicht etwas zum Leidwesen seines Vaters, der über Jahre für den Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten (BHE) in den Lengeder Gemeinderat gewählt worden war und dort auch als 1. Beigeordneter gewirkt hatte. Aber für Helmut Sauer musste es die CDU sein. Zwei zu der Zeit bereits verstorbene, entfernte Verwandte, die für ihn bis zuletzt zu seinen wichtigsten Vorbildern gehörten, hatten in Berlin nach dem Krieg die CDU mitgegründet und bildeten gleichzeitig eine Brücke in die verlorene Heimat: Der frühere Oberpräsident von Oberschlesien (1927-1933, Zentrum), Dr. Hans Lukaschek, wirkte in der jungen Bundesrepublik als erster Bundesvertriebenenminister (1949-1953), und der frühere Ratiborer Domherr und Reichstagsabgeordnete (1920-1933, Zentrum), Prälat Carl Ulitzka, hatte viel zum Aufbau einer eigenständigen preußischen Provinz Oberschlesien geleistet und die Volksabstimmung 1921 tonangebend mitgestaltet. In der Partei engagierte Helmut Sauer sich zunächst vor allem für die Jugend, in den CDU-Sozialausschüssen (CDA) und im Sinne seiner vertriebenen Landsleute. Wie sehr gerade die Heimatverbundenheit seiner Eltern auch auf ihn übergegangen war, zeigt sich u.a. darin, dass er schon 1967 mit dem Stadtjugendring Salzgitter eine Reise in die schlesische Heimat machte. Ein wegweisender Besuch, dem noch unzählige weitere folgen sollten.

Arbeit im Deutschen Bundestag

Die politische Arbeit erwies sich bald schon als Helmut Sauers Element. 1971, mit gerade 25 Jahren, schenkten ihm die Delegierten des CDU-Kreisverbandes Salzgitter ihr Vertrauen und wählten ihn zum Kreisvorsitzenden. Dieses Amt hatte er bis 1993 inne. Bereits ein Jahr später, mit 26 Jahren, zog er über die Liste der CDU in Niedersachsen als damals jüngster Abgeordneter erstmals in den Deutschen Bundestag ein. Fraktions-Senior in Bonn war noch der Vater der Sozialen Marktwirtschaft und des Wirtschaftswunders, Altkanzler Ludwig Erhard, der den „Benjamin“ der CDU/CSU-Fraktion persönlich willkommen hieß. Bis zur Wahl 1994 vertrat er den Wahlkreis Salzgitter-Peine im Bundestag, trat dabei immer wieder als CDU-Direktkandidat an, konnte aber in der Arbeiter-Region trotz überzeugender Wahlkämpfe und großen Respekts vor Ort das Mandat nie direkt erringen, sondern zog stets über die Landesliste ein. Als Bundestagsabgeordneter erweiterte Helmut Sauer seine Arbeitsfelder – und blieb dabei stets auch seinen Kernthemen treu. Er arbeite u.a. im Innerdeutschen Ausschuss, im Unterausschuss für Humanitäre Hilfe und Menschenrechte sowie von Beginn an in der Vertriebenengruppe der CDU/CSU-Fraktion mit und wurde von 1976 bis 1995 ins NATO-Parlament entsandt. Immer wieder gelang es ihm, die an den Rand gedrängten Anliegen der deutschen Heimatvertriebenen und Aussiedler und zu Beginn der 1990er Jahre auch der Spätaussiedler und der Landsleute in der Heimat auf die Tagesordnung der Ausschüsse und des Plenums setzen zu lassen. Sein Einsatz für die geschichtliche Wahrheit und die Lösung ungeklärter rechtlicher Fragen brachte ihm Respekt im bürgerlichen Lager und bei den Schicksalsgefährten, aber auch Kritik aus dem linken politischen Lager und hanebüchene Angriffe aus den linken Medien ein. Mit der Zentralen Erfassungsstelle für das SED-Unrecht im eigenen Wahlkreis und einem Familienzweig in der DDR engagierte er sich ferner, auch gegen Widerstände, für die Menschenrechtssituation in der DDR und über viele Jahre für die Wiederherstellung der Deutschen Einheit. Fast als „krönender Abschluss“ seines Mandats ist die „Konvention gegen Vertreibung“ zu sehen, die der Bundestag 1994 maßgeblich auf die Initiative von Helmut Sauer hin verabschiedet hat. Darin heißt es: „Vertreibung jeder Art ist international zu ächten und als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu ahnden. Wer vertrieben wurde, hat Anspruch auf die Anerkennung seiner Rechte.“

Engagement in der OMV und in den Vertriebenenverbänden

In der OMV übernahm er ab 1975 Verantwortung, als er als Beisitzer in den Bundesvorstand gewählt wurde. Ab 1977 wirkte er als stellvertretender Bundesvorsitzender, zwischen 1979 und 2017 als Landesvorsitzender in Niedersachsen. Eng arbeitete er mit dem damaligen OMV-Bundesvorsitzenden und späteren Ratiborer Ehrenbürger, Herbert Hupka, zusammen, der 1989 den Staffelstab an Helmut Sauer weitergab. Bis 2017 leitete er die Geschicke der Parteivereinigung und wurde danach zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Während seiner Zeit als OMV-Bundesvorsitzender wurde er stets kraft Amtes in den CDU-Bundesvorstand kooptiert.
Von 1982 bis zu seinem Tode war Helmut Sauer Landesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien, Landesgruppe Niedersachsen. Von 1984 bis 1992 und von 2000 bis 2014 wirkte er als Vizepräsident des Bundes der Vertriebenen (BdV). Eng arbeitete er mit den katholischen Visitatoren der Vertreibungsgebiete, den deutschen „Ersatz-Bischöfen“, zusammen und wurde durch sein Engagement für das Schlesische Priesterwerk und in der Visitatur Breslau auch zum Mitglied im Katholischen Flüchtlingsrat ernannt.

Heimatvertriebene, Heimatverbliebene und europäische Verständigung

Hunderte Reisen in die Heimat – nach Nieder- und Oberschlesien – unternahm er schon ab Ende der 1960er Jahre, aber auch in andere der ehemaligen Ostprovinzen und Vertreibungsgebiete. Stets suchte er dabei den Kontakt zu den Heimatverbliebenen, nahm deren Wünsche und Bedürfnisse auf, brachte sie in seine politische Arbeit ein und anderen politischen Akteuren zu Gehör. Leidenschaftlich, diplomatisch, aber auch hart in der Sache setzte er sich unermüdlich dafür ein, dass Kultur und Geschichte des Deutschen Ostens sowie das Schicksal der Heimatvertriebenen und der Heimatverbliebenen in der Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit finden, aber auch dass der Gedanke der grenzüberschreitenden Verständigung Wurzeln schlägt. Städte- und Schulpaten- und -partnerschaften lagen ihm dabei ebenso am Herzen wie der kulturelle Austausch zwischen den Vertriebenen und den „neuen“ Bewohnern der Heimatgebiete. Welch große Wertschätzung Helmut Sauer von den deutschen Landsleuten, insbesondere in Schlesien, entgegengebracht wurde, belegt eindrucksvoll eine Begebenheit, die sich 2009 zugetragen hat, als er in Peterwitz in seiner Taufkirche an der Verabschiedung des Ortspfarrers und der Amtseinführung dessen Nachfolgers teilnahm. Völlig unvermittelt betonte der Schweidnitzer Bischof Prof. Dr. Ignacy Dec, dass er Sauer schon seit seiner Zeit als Dekan der Theologischen Fakultät in Breslau kenne und von seinen langjährigen persönlichen Hilfen, aber auch von der Vermittlung deutscher Regierungsfinanzhilfen nach Schlesien aus Freundes- und Kirchenkreisen wisse. Aus Dankbarkeit und tiefer Verbundenheit überreichte Bischof Dec dem so überraschend Geehrten ein Duplikat seines Bischofsringes. Überdies wurde Helmut Sauer für seinen Einsatz bereits 1981 mit der Goldenen Ehrennadel des Bundes der Vertriebenen, 1987 mit dem Bundesverdienstkreuz, 1994 mit dem Bundes-
verdienstkreuz 1. Klasse, 1999 mit dem Schlesier-Kreuz der Landsmannschaft Schlesien und 2006 mit der Kardinal-Bertram-Medaille der Apostolischen Visitatur Breslau ausgezeichnet. Eine der ergreifendsten Ehrungen war zuletzt die Verleihung der Verdienstmedaille des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) 2021 in Kattowitz (Katowice), für die der Geehrte nur mit tränenerstickter Stimme danken konnte. In den letzten Lebensjahren machten Helmut Sauer gesundheitliche Probleme immer wieder zu schaffen. Er trat kürzer, machte ausgiebige Spaziergänge am Salzgittersee, traf Freunde und suchte sich seine offiziellen Termine gezielt aus. Am Schreibtisch, mit der Zigarre in der einen und dem Füllfederhalter in der anderen Hand, begegnete man ihm nur noch selten. Geistreich und unterhaltsam, nahbar und menschlich Eine wunderbare Anekdote, die von einem derjenigen erzählt wird, die sich von Helmut Sauers Leidenschaft anstecken ließen, zeigt, was für ein Mensch er zeit seines Lebens war: Noch in der Bonner Republik kam eine Jugendgruppe in die Bundeshauptstadt, um die parlamentarische Arbeit kennenzulernen. Am Abend des Anreisetages erprobte man die Bonner Gastlichkeit. Im Restaurant gesellte sich ein junger Mann zu der Besuchergruppe, fragte nach Herkunft und Besuchsgrund. Er stieß mit den Jugendlichen an, stellte sich nur mit „Ich bin Helmut!“ vor, gab die eine oder andere Runde aus und begeisterte mit seinem Wissen und mit Anekdoten aus der politischen und aus der Vertriebenenarbeit. Als es spät wurde, achtete er genau darauf, dass alle Jugendlichen sicher in ihre Herbergen kamen. Am nächsten Morgen hatte die Gruppe einen Termin bei einem CDU-Bundestagsabgeordneten. Die Tür ging auf, und herein kam der junge Mann, mit dem der Abend davor so kurzweilig gewesen war: Helmut Sauer. So freundlich und interessiert, so geistreich und unterhaltsam, so nahbar und menschlich ist er vielen Menschen im Laufe seines Lebens begegnet. So wollen wir ihn in Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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Neues aus der Landesgruppe Niedersachsen der Landsmannschaft Schlesien

An Interessierte über Schlesien.

Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr,

bitte nehmen Sie uns diese unpersönliche Anrede, nicht übel. Es ermöglicht uns aber, Sie mit einer Frage oder auch herzlichen Bitte anzuschreiben.

Innerhalb der Landsmannschaft Schlesien in Niedersachsen hatten sich in der Vergangenheit immer mehr Kreisgruppen aufgelöst, sodass nunmehr interessierten Schlesiern, auch als Einzelmitgliedern, Gelegenheit gegeben werden soll, mit einem durch den Vorstand zustimmungspflichtigen Antrag, der Landesgruppe beizutreten.

Wir stehen gewissermaßen an einem Neuanfang und wollen diesen mit Ihrer Mitwirkung umsetzen. Darum soll im kommenden Jahr zu einer Mitgliederversammlung eingeladen werden.

Sie haben zu den Schlesischen Kulturtagen in Duderstadt 2023 evtl. eine Einladung erhalten, aber daran entweder aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen können oder auch nicht geantwortet
oder aber standen mit der Landsmannschaft in Niedersachsen noch nicht in Kontakt. Wir möchten aber gern dazu Ihre Stellungnahme erfahren. Antworten Sie nicht, würden wir es sehr bedauern.

Dazu brauchen wir aber einen Antrag, den wir als Anlage beifügen. Bitte unterschreiben Sie diesen und senden dieses Blatt an mich, als einen der Stellvertreter, bitte alsbald zurück.

Damit würden Sie formell Mitglied sein und können stets von uns unterrichtet z. B. zu Kulturtagen oder Mitgliederversammlungen eingeladen werden.
Die Zahlung eines Mitgliedsbeitrag ist damit nicht verbunden. Dieses wird sich nach einer Beitragsordnung richten, die in der nächsten Mitgliederversammlung im Jahr 2024 beraten werden soll. Falls dann Beiträge erhoben werden und Sie mit diesem Ergebnis nicht einverstanden sind, könnten Sie selbstverständlich als Mitglied wieder gestrichen werden.

Wir wollen aber alles tun, um unsere Gemeinschaft, gemeinsam mit Ihnen, für die Zukunft neu aufzustellen und hoffen auf Ihre Unterstützung.
Mit herzlichen Grüßen „Schlesien Glückauf“

Ihr

Peter Winkler
(Stellvertreter)

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Kulturtage 2023 der Schlesier

Schlesien – ein Land, das verbindet

Mit dem Film 360 Grad Schlesien – ein Land, das verbindet endeten am Donnerstagmittag die Kulturtage 2023 der Schlesier in ihrem Patenland Niedersachsen. Der Bundesvorsitzende Stephan Rauhut hatte diesen vor allem für junge Menschen gedachten Film mitgebracht und nach seinem alle motivierenden Referat vorgeführt. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, der Wolfsburger Heimatfreundin Christine Hasler die Goldene Ehrennadel der Landsmannschaft Schlesien persönlich auszuhändigen. Der Stellvertretende Landesvorsitzende Peter Winkler, der für den erkrankten Landesvorsitzenden Helmut Sauer die Tagung leitete, hatte zuvor das Engagement und die Verdienste der Schlesierin gewürdigt. Aus ganz Niedersachsen waren die Teilnehmer angereist und versammelten sich wieder im Gästehaus der Jugend Europas in der schönen Stadt im Eichsfeld. Darunter auch Schlesier aus dem Heidekreis. Helmut Sauer, der von allen vermisst wurde, hatte das Programm noch vorbereitet. Nach der Eröffnung, einer geistlichen Besinnung und einer Vorstellungsrunde, machte der stellv. Vorsitzende Norbert Schubert die Teilnehmer mit der Kreisstadt Frankenstein in Schlesien vertraut und Peter Winkler rief den Dichter Paul Keller in Erinnerung, der vor 150 Jahren in Arnsdorf. Kreis Schweidnitz geboren wurde. Am Mittwoch hielt Generalsuperintendent Martin Herche ein spannendes, äußerst interessantes Referat über die Gemeinschaft evangelischer Schlesier. Die Liegnitzer Bombe schmeckt nicht nur lecker, sondern das Gebäck hat auch eine interessante Geschichte, wie Edeltraud Hermann-Hirche vermittelte. Unter dem Motto Die Masken kommen hatte die Wolfsburger Adelheid Moschner unterstützt von Christine Hasler und Rudolf Schwarz erneut eine fröhliche Stunde mit  „schleascha“ Liedern und Versen zusammengestellt. Anschließend versammelten sich alle um die Bühne von Maria Schupp aus Diepholz, die mit ihrem Figurentheater den berühmten Rübezahl als Poltergeist und Sonnenschein auftreten ließ und viel Beifall erntete. Beide Abende wurden, wie jedes Jahr, zu intensiven Gesprächen in gemütlicher Runde genutzt und wenn erst einmal ein erstes Lied angestimmt war, dann wollten die heiteren Beiträge nicht abreißen. Am letzten Tag nach dem Morgensingen waren es die Ausführung des Bundesvorsitzenden, die alle in den Bann zogen. Die Folgen des Älterwerdens und Wegsterbens der gebürtigen Schlesier sind unübersehbar, aber ebenso das steigende Interesse junger Menschen in Deutschland und Polen an der Geschichte der Heimat ihrer Vorfahren bzw. dem kulturellen und historischem Erbe ihrer neuen Heimat Schlesien. Er würdigte ausdrücklich, das gute Miteinander mit dem Patenland Niedersachsen. Peter Winkler bereitet auch für 2024 wieder eine seiner beliebten Schlesienreisen vor und berichtete von der letzten Fahrt. Kulturreferentin Dr. Idis Hartmann erinnerte nicht nur an Daisy, der Fürstin von Pless, sondern machte auch wichtige Ausführungen zur Zukunft  der Heimatstuben der Vertriebenen. Zu den nächsten Schlesischen Kulturtagen vom 3. - 5. Mai 2024 wird erneut nach Duderstadt eingeladen werden. Dann werden auch Regularien zu erledigen sein.

Dietrich Breuer

 

 

Der Bundesvorsitzende Stephan Rauhut händigt Christine Hasler die Goldene Ehrennadel der Landsmannschaft Schlesien aus, nachdem der stellv. Landesvorsitzende Peter Winkler (re.) ihre Verdienste in den vergangenen Jahrzehnten ausführlich gewürdigt hatte. (D. Breuer)
Der Bundesvorsitzende Stephan Rauhut händigt Christine Hasler die Goldene Ehrennadel der Landsmannschaft Schlesien aus, nachdem der stellv. Landesvorsitzende Peter Winkler (re.) ihre Verdienste in den vergangenen Jahrzehnten ausführlich gewürdigt hatte. (D. Breuer)

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Terminänderung: Niedersachsens „Schlesische Kulturtage 2023“

Die jährlichen Schlesischen Kulturtage mit Landesdelegiertentagung der Landsmannschaft Schlesien Niedersachsen, Landesgruppe Niedersachsen wurden für März 2023 angekündigt. Leider gab es eine Terminänderung, so dass die Schlesischen Kulturtage 2023 nun vom

14. bis 16. November 2023 in Duderstadt stattfinden werden.

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November 2022: Endlich wieder Schlesische Kulturtage

Die Schlesier, von denen nach dem 2. Weltkrieg etwa 700.000 im 1949 gegründeten Niedersachsen eine neue Heimat gefunden hattne und somit 10 % der Bevölkerung des Bundeslandes darstellen, konnten endlich wieder ihre traditionellen Schlesischen Kulturtage und die Landestagung durchführen. Landesvorsitzender Helmut Sauer lud, nach längerer Coronapause wieder ins schöne Duderstadt im Eichsfeld ein.

Das Programm war wie immer bunt und interessant.

Nach der Eröffnung vermittelte der Landesvorsitzende den Zuhörern ein Bild von Kardinal Adolf Bertram, dem Erzbischof von Breslau, 1859 in Hildesheim geboren und 1945 auf Schloss Johannesberg bei Jauernig gestorben. Er war Oberhirte der Diözese in Schlesiens schwerster Zeit und manche Verhaltensweise während der Zeit des Nationalsozialismus wird durchaus unter-schiedlich gesehen und beurteilt. Peter Winkler, der stellvertretende Landesvorsitzende, ließ Liegnitz, die Gartenstadt Schlesiens in Wort und Bild aufblühen. Es ist immer besonders wertvoll, wenn bei den Kulturtagen nicht nur zurückgeblickt wird, sondern auch ein Einblick in die gegenwärtigen Verhältnisse geschaffen wird. Deutschland und Polen nicht nur Nachbarn und beide Länder Mitglieder der Europäischen Union, sondern die Heimatvertriebenen sind, das ist unbestritten, die Personengruppe in Deutschland, die sich besonders eifrig und erfolgreich für die Aussöhnung der Nachbarvölker einsetzt. Winkler hatte auch noch die Flusslandschaften Schlesiens im Kasten und dabei wurde natürlich die abwechslungsreiche Landschaft Schlesiens lebendig. Seit der Reformation spielt das Konfessionsgeschehen in Schlesien eine besondere Rolle. Äußere Zeichen sind die berühmten Friedens- und Gnadenkirchen der Lutheraner und so machte Sauer in einem weiteren Vortrag die Zuhörer mit der evangelischen Ordensfrau Eva von Thiele-Winckler vertraut, die 1866 auf Schloss Miechowitz geboren wurde und dort 1930 starb. Eine Brücke in die Gegenwart schlug Kulturreferentin Dr. Idis Hartmann mit einem Vortrag über Friedrich-Wilhelm von Rheden, der den Bergbau in Schlesien entscheidend prägte und dessen Ideen heute noch gültig sind. Die Wolfsburgerin Adelheid Moschner, unterstützt von Christine Hasler und Rudolf Schwarz gestaltete nicht nur eine bewegende und vergnügliche Stunde unter dem Motto „O, du Heimat, lieb und traut“, sondern sorgte dafür, dass gemeinsames Singen vertrauter Heimatlieder die gesamte Tagung begleitete.

Die Delegiertenversammlung bestätigte Helmut Sauer im Amt des Vorsitzenden. Stellvertreter blieben bzw. wurden Peter Winkler und Norbert Schubert. Brigitte Harz wurde Schatzmeisterin und Dietrich Breuer Schriftführer. Dr. Idis Hartmann ist weiter Kulturreferentin und Renate Mücke und Hans-Degner werden künftig die Kasse prüfen.

Heimat Schlesien - Vaterland Deutschland - Zukunft Europa, unter dieser Überschrift standen die Schlussworte Sauers nach dem 3-tägigen Beisammensein.

Auf folgende Veranstaltungen können Sie sich im Jahr 2023 freuen:

Die nächsten Schlesischen Kulturtage werden schon vom 2. - 4. März 2023 in Duderstadt stattfinden. Vom 17. - 23. April 2023 ist eine Fahrt in die alte Heimat (u.a. nach Breslau, Schweidnitz, Krummhübel und Prag) geplant und das nächste Deutschlandtreffen der Schlesier wird vom 9. - 11. Juni 2023 in Hannover stattfinden.

DIETRICH BREUER

 

Landesvorstand 2022: (v.l.) Norbert Schubert, Peter Winkler, Renate Mücke, Helmut Sauer, Dr. Idis Hartmann, Dietrich Breuer, Brigitte Hartz und Hans-Jürgen Degner

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360 Grad Schlesien – Dokumentarfilm feiert Premiere

Die Landsmannschaft Schlesien präsentiert am 18. September einen 30- minütigen Film zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft Schlesiens

Bei der am dritten Septemberwochenende stattfindenden Bundedelegiertenversammlung/ Schlesischen Landesvertretung dürfen sich die Delegierten der Landsmannschaft Schlesien auf eine besondere Premiere freuen. Die Bundesleitung der Landsmannschaft präsentiert am Samstag, 18. September, im Haus Schlesien in Königswinter den halbstündigen Film „360 Grad Schlesien“ – ein Land, das verbindet“, der ab 14:30 Uhr auch live auf dem YouTube-Kanal und der Facebook-Seite der Landsmannschaft Schlesien übertragen wird.

Mit Unterstützung des Landes Niedersachsen hat der ZDF- und WDR-Journalist Marius Reichert für die Landsmannschaft Schlesien den Film „360 Grad Schlesien – ein Land, das verbindet“ produziert. Drei Tage lang war der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Stephan Rauhut gemeinsam mit dem Bundesjugendbeauftragten Tobias Schulz an verschiedenen Drehorten in Schlesien unterwegs. Entstanden ist ein faszinierender Dokumentarfilm über die Landsmannschaft und über Schlesien gestern und heute. Die Projektleitung hatte Dietmar Schulmeister inne.

Wundervolle Kulissen boten die Altstadt von Görlitz, das Schloss Lomnitz, die Friedenskirche in Jauer oder der Ring in Breslau. Junge Menschen in Breslau, die Schlossherrin Elisabeth von Küster oder der Chefredakteur des „Wochenblattes“ Rudolf Urban erzählten über ihre Begeisterung für Schlesien.

Die neue Direktorin des Schlesischen Museums Dr. Angieszska Gasior kam ebenso zu Wort wie der schlesische Bäcker Tschiersch aus Klein-Neundorf. In Liegnitz organisierte Damian Stefaniak, Enkel des Originals der verbliebenen Deutschen, Jürgen Gretschel, einen wunderbaren Auftritt der Kindertanzgruppen mit schlesischen Trachten.

Auch der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und der Landesbeauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler Dr. Jens Baumann erzählten vor der Kamera, was ihnen Schlesien bedeutet und welche Aufgaben die Landsmannschaft Schlesien in der Zukunft hat. Einen besonders ans Herz gehenden Zeitzeugenbericht von Flucht, Vertreibung und Neuanfang gab die Vorsitzende der Erika-Simon-Stiftung, Waltraud Simon. 

Veranstaltungsinformation: Samstag, 18. September 2021, ab 14:30 Uhr
YouTube-Link: https://www.youtube.com/watch?v=w1REBD0byNc
Facebook-Link: https://www.facebook.com/LandsmannschaftSchlesien

 

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Digitales Deutschlandtreffen 2021 am 26.06. um 11 Uhr

So können Sie dabei sein

Das digitale Deutschlandtreffen wird am 26. Juni 2021 ab 11.00 Uhr live auf dem YouTube-Kanal und der Facebook-Seite der Landsmannschaft Schlesien übertragen.

Landsmannschaft Schlesien auf Facebook

Landsmannschaft Schlesien auf Youtube

Hier können Sie die Liveübetragung des digitalen Deutschlandtreffens als Video auf Youtube nachholen

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Zum 75. Geburtstag Helmut Sauer – ein besonderer Mensch

Am Heiligabend 1945 auf Gut Quickendorf im Kreis Frankenstein geboren, wurde Helmut Sauer gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Schwester Renate im April 1946 aus Schlesien vertrieben. Die Familie Sauer verschlug es in die niedersächsische Bergarbeiter-Gemeinde Lengede im Landkreis Peine, seit 1967 leben die Sauers (Vater und Mutter sind inzwischen verstorben) in der Stahlarbeiter-Stadt Salzgitter.
Nach der Mittleren Reife durchlief Helmut Sauer eine kaufmännische Lehre in der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft.

Vor 33 Jahren, im Mai 1982, wurde der damals knapp 37-jährige Unionsabgeordnete des Deutschen Bundestages, Helmut Sauer aus Salzgitter, zum Landesvorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien, Nieder- und Oberschlesien e.V., in Niedersachsen, dem Patenland für die Landsmannschaft Schlesien, gewählt. Mit dieser Wahl in das ehrenamtlichen Amt als Landesvorsitzender trat er ein schweres Erbe an und übernahm zugleich eine nicht einfache Aufgabe: denn obwohl Niedersachsen das Bundesland ist, in dem die meisten Vertriebenen aus Schlesien nach 1945 ankamen, sind die landsmannschaftlichen Strukturen infolge der bereits 1954 unglücklich gewählten Verbindungsstrukturen zu den übergeordneten Gliederungen des Bundes der Vertriebenen (BdV) sehr in ihrer Eigenständigkeit, insbesondere im Bereich der Finanzhoheit, eingeschränkt. Doch der ehemalige (1972-94) Bundestagsabgeordnete Helmut Sauer hat mit dem schlesischen Dichter Angelus Silesius eins gemeinsam, beide haben am gleichen Tag Geburtstag: Wer am Heilig Abend das Licht der Welt erblickt, muss ein besonderer Mensch sein… daher versucht Sauer nach besten Kräften diese schwierige Situation im eigenen Landesverband zu meistern.

1971 zum CDU-Kreisvorsitzenden von Salzgitter (bis1993), 1972 zum Ratsherrn der Stadt gewählt (bis 1974), zog der Politiker im gleichen Jahr mit 26 Jahren als jüngstes Mitglied der CDU/CSU-Fraktion in den Deutschen Bundestag ein, dem er sechs Legislaturperioden angehörte. Diesem Mandat ging ein aktives gesellschaftliches Engagement im Bund der Deutschen Katholischen Jugend, im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands, in der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen, als Betriebsjugendsprecher, Betriebsratsmitglied sowie in den “CDA-Sozialausschüssen“, in der Jungen Union und in der CDU voraus. Alsbald stellte er sich auch ehrenamtlich in den Dienst des Bundes der Vertriebenen (BdV), der Landsmannschaft Schlesien und der Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung (OMV) der CDU/CSU. Diese Parteivereinigung vertritt er ununterbrochen seit 1990 auch im CDU-Bundesvorstand. Für ihn selbstverständlich war und ist als „ständiger Gast“ die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe der Flüchtlinge und Vertriebenen in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Zahlreiche Reisen nach Schlesien sind für ihn eine selbstauferlegte Selbstverständlichkeit. Egal ob Nieder- oder Oberschlesien, Sauer ist immer dort zugegen, wo es um Schlesiens Zukunft geht, wo um die Aufarbeitung der schlesischen Geschichte gerungen wird. 

Die Kraft für sein Handeln schöpft er aus dem tiefen christlichen Glauben, der den bekennenden Katholiken stets begleitet. Daher verwundert es keinen, ihn sehr oft betend auf dem Sankt Annaberg zusammen mit den in der Heimat verbliebenen Schlesiern zu sehen. 

(Damian Spielvogel in Schlesische Nachrichten 12/2020)

Helmut Sauer war von 1983 – 1987 und von 1996 – 2002 im Vorstand des BdV Landesverbandes Niedersachsen und gehört als Vorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft -Landesgruppe Niedersachsen- dem erweiterten Landesverbandsvorstand an.
 

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70 Jahre LM Schlesien - Schlesierschild an Horst Milde verliehen

Festredner: Horst Milde, Landtagspräsident a.D.

Unserem BdV-Mitglied Horst Milde wurde im Rahmen des Jahresempfangs der Landsmannschaft Schlesien die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft, das Schlesierschild, verliehen. Wir gratulieren Horst Milde herzlich zu dieser hochverdienten Auszeichnung.
Die Festveranstaltung fand am 11.10.2020 in einem kleinen Kreis im CCH in Hannover statt.
Am 03. Oktober vor 70 Jahren hatte das Land Niedersachsen die Patenschaft für die Landsmannschaft Schlesien übernommen, da ein Großteil der Vertriebenen aus Schlesien in Niedersachsen ein neues Zuhause fand. In seinem Grußwort ging der stellv. Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, Dr. Bernd Althusmann, auf die Erfolgsgeschichte Niedersachsens ein, die in weiten Teilen den Flüchtlingen und Heimatvertriebenen zu verdanken sei. Dabei hob er die Rolle der Schlesier besonders hervor. Unsere Landesvorsitzende Editha Westmann gratulierte der LM in ihrem Grußwort und lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Schlesier. An der Festveranstaltung hatte auch unser Bundesvorsitzende Dr. Bernd Fabritius teilgenommen, der in seinem Grußwort auf die Verantwortung des Bundes gegenüber den Vertriebenen und Flüchtlingen hinwies. Per Videobotschaften richteten der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil, der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius, Grüße und Glückwünsche aus.
 

Die Festrede hielt Horst Milde, Landtagspräsident a.D..
Milde, der sich seit Jahrzehnten in vielfältiger Weise für die Belange der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, insbesondere der Schlesier, einsetzt, zeigte die Geschichte der LM Schlesien in beeindruckender Weise auf. Im Anschluss wurde dem sichtlich bewegten Horst Milde das Schlesierschild durch Stephan Rauhut überreicht.

Lesen Sie hier die Rede von Horst Milde – es gilt das gesprochene Wort:

Grußwort Dr. Althusmann (Foto: Giuliani)
Dto. Editha Westmann (Foto: mjg)
Dto. Dr. Fabritius (Foto: mjg)
Festredner Horst Milde (Foto: mjg)
Stephan Rauhut, Bundesvorsitzender der LM Schlesien (Foto: Giuliani)
Übergabe Schlesierschild durch Stephan Rauhut an Horst Milde (Foto: Giuliani)

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Niedersachsens „Schlesische Kulturtage 2019“

Der Landesvorsitzende Helmut Sauer aus Salzgitter begrüßte alle Anwesenden herzlich und mit einer ergreifenden Andacht wurde die Veranstaltung begonnen. Die Vorstellungsrunde offenbarte, dass die meisten Teilnehmer alte Bekannte sind und schon oft dabei waren, einige aber auch zum ersten Mal. Gerade diese seien von den Kulturtagen angetan gewesen und werden wiederkommen. Die Veranstaltung vermittelt den Verantwortlichen in den Ortsgruppen Anregungen für die Arbeit vor Ort. Sauer dankte dem Land Niedersachsen ausdrücklich für die finanzielle Unterstützung, die die Landsmannschaft auch für diese Veranstaltung erfährt.

Den Eröffnungsvortrag hielt Dietrich Breuer aus Munster über Orte in Schlesien mit besonderer historischer Bedeutung. Er spannte den Bogen von der Mongolen-Schlacht bis zur Schlacht an der Katzbach, dem Vorabend der Völkerschlacht bei Leipzig und vom Kreisauer Kreis über das Konzentrationslager Groß Rosen bis zur Hölle von Lamsdorf. Die evangelischen Zillertaler aus Tirol suchten Zuflucht in Schlesien, so war der höchst interessante Vortrag von Peter Winkler aus Rössing überschrieben. Adelheid Moschner aus Wolfsburg stellte den Heimatabend unter das Motto „Der nächste Winter kommt bestimmt“. Dieses Programm sei vorzüglich zur Nachahmung in den Ortsgruppen geeignet. Anschließend ging es zu einem fröhlichen Beisammensein im Keller des Jugendgästehauses über.
Josef Gröger aus Bad Heiligenstadt referierte über „Die Cannonaden von Cosel – Einblick in die Sturm- und Drangzeiten des Romantikers Joseph Freiherr von Eichendorf“. Das war genauso interessant, wie das, was Dr. Idis Hartmann aus Oldenburg über „Johann Christian Günter – Der unglückliche schlesische Poet aus Striegau“ zum Besten gab. Ein Tagungsteilnehmer hatte tatsächlich die Erstausgabe seiner über 600 Gedichte aus dem Jahr 1740 bei sich.

Ein weiterer Höhepunkt war zweifellos auch in diesem Jahr der Beitrag von Ernst-August und Edith Jacobs aus Cuxhaven über August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der eine besondere Bindung zu Schlesien hatte.

Manfred Richter aus Hildesheim berichtete über die Situation der evangelischen Kirche in Gottesberg nach 1945. Dabei sei deutlich geworden, dass das Zusammenleben der christlichen Konfessionen in Schlesien seit Jahrhunderten eine Herausforderung für alle darstellt. Nachdem Helmut Sauer am letzten Tag in einem äußerst informativen Rückblick auf die letzten Monate in Politik, Landsmannschaft und Gesellschaft informiert hatte, ging die Tagung mit einem, mit viel Beifall bedachten Vortrag von Jutta Graeve-Wölbling aus Soltau unter der Überschrift „Heimat Schlesien – Vaterland Deutschland – Zukunft Europa“ zu Ende.

Die Schlesier treffen sich erneut zu ihren Kulturtagen in Duderstadt vom 21. bis 23. September 2020.

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Schlesische Kulturtage in Duderstadt vom Montag, 08. bis Mittwoch, 10. Oktober 2018

Die Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppe Niedersachsen hatte durch den Landesvorsitzenden Helmut Sauer erneut zu den Schlesischen Kulturtagen in Verbindung mit der Landesdelegiertentagung in das Jugendgästehaus nach Duderstadt eingeladen.


Wie in den vergangenen Jahren auch, waren alle verfügbaren Plätze im Haus besetzt.


Ein umfangreiches Kulturprogramm mit Referaten über Friedrich den Großen und die Kirchen in der Stadt und in der Festung Cosel, über den 230. Geburtstag von Joseph Freiherr von Eichendorff, das schlesische Weltkulturerbe auf polnischem Territorium, den 100. Todestag des Manfred Freiherr von Richthofen und über Striegau, die Stadt des Granits. Es folgte ein bunter Abend mit Geschichten, Gedichten und Liedern.


Neben diesen Kulturbeiträgen berichtete die Niedersächsischen Landesbeauftragte Editha Westmann MdL über ihren neuen Aufgabenbereich. Da sie durch ihren Vater schlesische Wurzeln hat, war es interessant, die Beiträge der Referenten sowie die damit verbundene Gefühlsatmosphäre zu erleben. Es bestärkte sie darin, ihre neue Arbeit mit viel Kraft und Ideen für die Menschen zu beginnen und entsprechend fortzusetzen.


Peter Winkler

Bild von links: Manfred Richter, Peter Winkler, Helmut Sauer, Editha Westmann und Dr. Idis Hartmann

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Schlesische Kulturtage 2017

Das gemeinsame kulturelle Erbe, dessen Pflege und Weiterentwicklung sowie die grenzüberschreitenden Beziehungen in die Heimatgebiete standen im Zentrum der „Schlesischen Kulturtage“ der Landmannschaft Schlesien in Niedersachsen, die vom 26. bis 28. September 2017 traditionell in Duderstadt stattfanden. Die rund 80, auf Einladung des Landesvorsitzenden Helmut Sauer (Salzgitter) aus fast allen Kreisgruppen angereisten Schlesier besprachen die Arbeit vor Ort, in den Heimatgebieten und gaben einander Anregungen, wie mit dem wichtigen Thema des Erinnerungs- und Verantwortungstransfers von der Erlebnisgeneration von Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg hin zur Bekenntnisgeneration umzugehen ist. Auch der Brückenbau zu Schlesien wurde thematisiert, der von den Vertriebenen getragen wird und fortgesetzt werden soll. Für viele waren die Kulturtage, in deren Rahmen immer auch die Landesdelegiertentagung der Landsmannschaft stattfindet, nach dem Deutschlandtreffen der Schlesier im Juni in Hannover und der Verleihung des Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen im August in Osnabrück das dritte wichtige heimatpolitische Ereignis des Jahres im Patenland der Schlesier.

Gleich zu Beginn ehrte Sauer die inzwischen 90-jährige langjährige Pressesprecherin Jutta Graeve-Wölbling (Soltau) für ihr langjähriges Engagement. Christine Hasler (Wolfsburg) machte die Zuhörer mit ihrer Heimatstadt Neurode vertraut. Dabei wurde auch die wechselvolle Geschichte gerade dieses Teiles von Schlesien an der Grenze zu Böhmen lebendig. Ergänzend erinnerte sie am nächsten Tag in einem Vortrag an den Theologen, Schriftsteller und Heimatforscher Prof. Dr. Joseph Wittig, dessen Wohnhaus in Neurode heute als Museum hergerichtet ist. Ebenso interessant war, was die Teilnehmer von dem aus Cosel stammenden Josef Gröger (Bad Heiligenstadt) erfuhren. Er stellte sein neues Buch „Flucht und Wiederkehr“ vor, welches im Mecke-Verlag in Duderstadt erschienen ist. Dabei ließ der 1930 geborene Küstersohn nicht nur seine Kindheit und Jugend in der Festungsstadt lebendig werden, sondern berichtete auch über viele Erlebnisse in der DDR, die der gläubige Katholik zu verkraften hatte.

Aktive Kulturpflege wurde den Teilnehmern durch einen Erntedankabend mit Liedern, Gedichten und Geschichten dank der Vorbereitung von Adelheid Moschner (Wolfsburg) ermöglicht. Über die die seit 65 Jahren bestehende „Stiftung Kulturwerk Schlesien“ in Würzburg und das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa mit Sitz in Oldenburg sprach Kulturreferentin Dr. Idis Hartmann (Oldenburg). Dabei gab es viel Neues zu erfahren.

Helmut Sauer hatte es übernommen, an seinen früheren CDU-Bundestagskollegen, Vizekanzler Dr. Erich Mende (Groß-Strehlitz/OS) zu erinnern, der im vergangenen Jahr 100 Jahre alt geworden wäre. Edith und Ernst-August Jacobs (Cuxhaven) brachten den Zuhörern und Zuschauern schlesische Maler in Wort, Bild und untermalt mit passender Musik näher. Dafür gab es viel Beifall.

Zum Abschluss hatte der Landesvorsitzende noch einmal alle Hände voll zu tun. Er informierte über heimat- und tagespolitische Entwicklungen und beantwortete vielfältige Fragen, u.a. zu den jüngst geäußerten Reparationsforderungen der polnischen Regierung, die er zurück wies.

Zu den nächsten Kulturtagen wird vom 5. bis 8. Oktober 2018 nach Duderstadt eingeladen.

Dietrich Breuer